News22 Aug 2009


Abel Kirui gewinnt den Marathon für Kenia

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Abel Kirui of Kenya crosses the finish line at the Bradenburg Gate in Berlin to win the gold in the men's Marathon with a Championship Record (© Getty Images)

Als Abel Kirui am Brandenburger Tor ins Ziel lief, hatte der neue Marathon-Weltmeister noch genügend Kraft für ein Tänzchen. So feierte der 27-jährige Kenianer die Krönung seiner Marathonkarriere in Berlin, die an gleicher Stelle vor drei Jahren begonnen hatte. Damals hatte Kirui ein unglückliches Debüt, denn es war beim Berlin-Marathon ungewöhnlich warm und er wurde Neunter in enttäuschenden 2:17:47 Stunden. Doch schon bald darauf fand Abel Kirui den Anschluss an die Weltspitze und nun gewann er nicht nur das WM-Gold sondern stellte mit 2:06:54 Stunden auch einen Meisterschaftsrekord auf. Die alte Marke hatte der Marokkaner Jaouad Gharib in Paris 2003 mit 2:08:31 Stunden aufgestellt.

Für Kenias Marathonläufer war es erst der dritte WM-Marathonsieg bei den Männern. 1987 in Rom hatte Douglas Wakiihuri gewonnen, dann dauerte es bis Osaka 2007, bis Kenia erneut einen Weltmeister feiern durfte: Luke Kibet siegte vor zwei Jahren. Am Sonnabend Vormittag gab es erstmals zwei WM-Medaillen für die Nation, deren Läufer seit Jahren die großen internationalen City-Marathonrennen dominieren wie kein anderes Land. Silber gewann am Brandenburger Tor Emmanuel Mutai in 2:07:48 Stunden vor dem Äthiopier Tsegay Kebede (2:08:35), der auch schon vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking Bronze gewonnen hatte.

Kenias Marathonläufer werden immer stärker, das zeigte sich jetzt auch in Berlin einmal mehr. Und sie können sogar ein WM-Rennen dominieren, obwohl die Besten von ihnen gar nicht am Start sind. Vier Landsleute hatte der ehemalige kenianische Weltrekordler Paul Tergat genannt, denen er zutraut, den aktuellen Weltrekord von Haile Gebrselassie (Äthiopien/2:03:59) zu brechen: „Das sind Sammy Wanjiru, Martin Lel, James Kwambai und Duncan Kibet.“ Keiner von ihnen startete am Sonnabend am Brandenburger Tor, denn sie bereiten sich auf die lukrativen City-Marathonrennen im Herbst vor, um dort auf Rekordjagd zu gehen. So wird Duncan Kibet zum Beispiel am 20. September in Berlin auf Haile Gebrselassie treffen, der ebenfalls nicht im Hochsommer Marathon laufen wollte.

Der Wien-Marathon im April scheint das Pflaster zu sein, auf dem die zukünftigen Marathon-Weltmeister entstehen. 2007 gewann dort Luke Kibet, wenige Monate später triumphierte der Kenianer überraschend bei der WM in Osaka. 2008 hieß der Sieger des ,Vienna City-Marathons’ Abel Kirui. In Wien schaffte er damals bei ähnlich warmen Temperaturen wie am Sonnabend in Berlin (knapp 20 Grad im Schatten, rund 25 in der Sonne) seinen ersten Marathonsieg und gewann in der Kursrekordzeit von 2:07:38 Stunden. Jetzt ist Abel Kirui der nächste Weltmeister.

Aber auch beim Berlin-Marathon machte Abel Kirui nach seinem Debüt noch einmal einen entscheidenden Schritt in seiner Marathonkarriere. 2007 wurde er hier in 2:06:51 Stunden Zweiter hinter Haile Gebrselassie. In diesem Frühjahr verbesserte er sich als Dritter in Rotterdam sogar auf 2:05:04.

„Berlin ist meine Stadt. Ich liebe Berlin und laufe hier sehr gerne. Als ich hierher kam, fühlte ich mich sehr zuversichtlich“, sagte Abel Kirui, der sich fünf Kilometer vor der Ziel von seinem letzten verbliebenen Konkurrenten, Emmanuel Mutai, entscheidend gelöst hatte. Zuvor waren der Äthiopier Deriba Merga, der in der Endphase das Rennen aufgab, und der Kenainer Robert Kipkoech Cheruiyot aus der Spitzengruppe herausgefallen. „Es war ein schönes, herausforderndes Rennen für mich, das zugleich schnell aber auch taktisch war. Es war nicht einfach, die Ruhe zu bewahren und mit dem entscheidenden Antritt abzuwarten“, erklärte Abel Kirui. Knapp neun Minuten hinter dem kenianischen Sieger kam als bester deutscher Läufer André Pollmächer (LAC Chemnitz) in 2:15:36 Stunden ins Ziel. Mit Platz 18. erreichte der 26-Jährige eine beachtliche Platzierung. Es war das beste Resultat eines deutschen Marathonläufers bei einer WM seit dem 14. Platz von Konrad Dobler 1995 in Göteborg. Doch der perspektivenreichste deutsche Marathonläufer seit Jahren beendet frühzeitig seine Karriere: André Pollmächer wird nach der WM eine Trainerstelle übernehmen.

Nach Abel Kiruis erstem Sieg in Wien 2008 war seine Frau im ersten Augenblick nicht zufrieden mit ihrem Mann. „Sie hat mich gefragt, warum ich nicht schneller gelaufen bin. Aber als ich ihr von der Wärme erzählte, war sie zufrieden“, erzählte Abel Kirui damals. Nach seinem zweiten Marathon-Sieg, verbunden mit einer Goldmedaille und einem WM-Rekord, wird es sicher keine Klagen geben.

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